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Passen die Worte Jesu zu dem Geist unserer Zeit?
"Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen…"

Wie waren die ersten Jünger Jesu? Worauf legten sie besonders viel Wert? Wir lesen in der Apostelgeschichte, dass nach Pfingsten aus den selbstgerechten, ängstlichen, zweifelnden Menschen, demütige und mutige Nachfolger Christi wurden und die nach den Lehren Jesu ihr Leben ausrichteten.
Nun stellt sich die Frage, ob die Worte Jesu auch in heutiger Zeit uns noch so ansprechen, wie es bei den Jüngern der Fall war oder gibt es heute so etwas wie einen "Zeitgeist", der die Worte Jesu in Projektion auf unsere Zeit relativiert und aus ihnen so die Klarheit und Konkretheit herausnimmt?

Mit diesen Fragen möchten wir uns in diesem Artikel beschäftigen. Ich nehme bewusst einige Worte Jesu, die sehr direkt gesprochen sind. Als Jesus gefragt wurde, was das größte Gebot sei, sagte er: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (3.Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." (Matthäus 22, 37-40)
Weiter lehrte er: "Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vater im Himmel." (Matthäus 5,44-45).
Mich machen besonders die Worte: "…auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel…" betroffen. Denn das heißt ja im Umkehrschluss, dass wenn wir nicht lieben, nicht segnen und nicht wohl tun denen, die uns hassen, unsere Kindschaft in Frage steht! Auch sagte Jesus: "Wer unter euch der Größte sein will, soll euer Diener sein." (Matthäus 10, 43); dieses vertiefte er noch weiter, als er sagte: "Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden." (Luk 18, 14). Ein buddhistischer Mönch aus Sri Lanka sagte einmal, was ihn an Jesus so beeindruckte: "Es war nicht die Kreuzigung, nicht die Wunder, die er tat, sondern dass dieser Große, dieser Weise, dieser Prophet, (so nannte er ihn) sich die Schürze umband und seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Das ist ungewöhnlich. Kein Meister zieht sich die Schürze an, um dann seinen Jüngern die Füße zu waschen." Dieses und Jesus Haltung gegenüber seiner Mitmenschen beeindruckte diesen Mönch am meisten. Er diente in Demut.

Auch in Bezug auf unser Vermögen, das wir sammeln und das von Motten und Rost gefressen und von Dieben gestohlen werden kann, spricht Jesus folgendes: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz." (Matthäus 6, 19-21) Passen diese Worte noch in unsere Zeit? Jesus sagte und meinte es auch so – nur derjenige, der sich von allem losgelöst und sein ganzes Vertrauen auf Gott gesetzt hat, kann Gott wohlgefällig sein.

Beim Lesen der Apostelgeschichte fällt dem aufmerksamen Leser auf, dass die Jünger nur nach den Weisungen Jesu lebten. Und eigentlich hätte dieses Buch nicht Apostelgeschichte sondern Die Fortsetzung der Geschichte Jesu im Leben seiner Jünger heißen sollen. Petrus sagte nach der Heilung des Gelähmten: "Israeliten, was wundert ihr euch darüber? Was starrt ihr uns an, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser gehen kann?" … Weil er an seinen Namen geglaubt hat, hat dieser Name den Mann hier, den ihr seht und kennt, zu Kräften gebracht; der Glaube, der durch ihn kommt, hat ihm vor euer aller Augen die volle Gesundheit geschenkt." (Apostelgeschichte 3, 4-16). Petrus sagte hier mit anderen Worten ausgedrückt: Wir sind nur der Kanal, durch den Jesus wirkt. Diese ersten Jünger hatten verstanden, um was es in der Nachfolge wirklich ankommt - ihr Leben gehörte Jesus zu 100 Prozent. Ungeteilten Herzens dienten sie IHM, sie lebten in voller Hingabe. Sie gingen nach den Anweisungen Jesu aus, nicht nach den Interpretationen der Worten Jesu wie es in heutiger Zeit oft der Fall ist. Auch ließen sie sich nicht vom Geist jener Zeit leiten.

Weshalb fehlt uns heute diese Kraft? Wir bekennen zwar, dass wir schwach sind und sprechen die Worte des Apostel Paulus nach: "Wenn ich schwach bin, so bin ich stark" (2. Korinther 12, 10), doch sind wir wirklich stark in unserer Schwachheit? Die Jünger Jesu lebten unter der Leitung des Geistes Gottes und sie wussten, dass die Freudigkeit im Dienste nur aus dem Leben nach Gottes Willen kommen konnte. Deshalb suchten sie auch danach, diesen Willen zu erfüllen. Denn auch Jesus sagte, den Willen Gottes zu tun, wäre für ihn so wichtig, wie tägliche Speise zu sich zu nehmen: "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen." (Johannes 4, 34)

Wir sind so schwach, weil wir eher nach unserem Willen leben, als nach dem Willen des Vaters. Die Jünger Jesu haben das Leben Jesu beobachtet, sie sahen, wie Er "eins" mit dem Willen des Vaters war. Jesus liebte und schätzte die Nähe des Vaters und er sagte: "Ich und mein Vater sind eins."(Johannes 10, 30). Während seine Jünger schliefen, suchte Er im Gebet die Nähe zu Gott. Und sein Wunsch war, dass auch seine Jünger und auch alle späteren Nachfolger so "eins mit dem Vater" werden, wie er es war. Darum betete er für sie und auch für uns: "Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien gleichwie wir." (Johannes 17, 11)

Die Jünger beobachten Jesus und sahen, dass seine Gebete kraftvoll waren, deswegen baten sie ihn, sie das Beten zu lehren. Sie begriffen, dass ohne Klarheit, ohne eine bewusste Entscheidung zur Nachfolge, ohne Gehorsam, würden sie nur ein laues und blutleeres Christentum verkörpern und leben, das die wahrhaftig suchenden Menschen nur abstoßen wird. Eine Frau sagte einmal: "Seit ich Jesus gefunden habe und nicht das Gesetzliche und Fromme in meiner Kirche, seither geht mein Herz auf und ich beginne zu leben." Jesus zu finden, bedeutet Leben zu finden!

Das Leben der Jünger hatte ein Ziel, nämlich alles zu geben, um überzeugend für anderen Menschen zu sein.

Der Gnostiker H. G. Wells schreibt in seinem Buch "Outline von History": Nicht lange nach dem Jesus Christus gestorben war, gaben die, die beanspruchten seine Nachfolger zu sein, ein Leben geprägt von seinen revolutionären Prinzipien auf. Die Kirche behielt viele seiner Lehren, verlor aber den Kern dessen was Jesus Christus lehrte und lebte und verlor so an Glaubwürdigkeit und Attraktivität.

Das ist eine sehr klare Analyse. Auch heute werden Menschen, die die Christen beobachten, sofort eine Diskrepanz in den Glaubenzaussagen und dem Lebenswandel bemerken. Wir werden sehr genau beobachtet.

Noch nie gab es so viele christliche Konferenzen, Meetings, noch nie wurde so viele Kommentare, CDs, DVDs und sogar Fernsehsendungen zu christlichen Themen wie heute veröffentlich. Doch wo sind die Männer und Frauen Jesu, wie wir sie in der Bibel finden? Männer und Frauen voll des Geistes, voller Kraft und voller Überzeugung, die durch ihre Lehre, ihr Leben und ihre Liebe die Wahrheit des Evangeliums in die Welt tragen?

Diese Fragen sollten uns keine Ruhe lassen. Wir sollten beten: "Jesus ich will dich heute neu erleben." Der Herr hat vieles in deinem und meinem Leben getan, doch die Frage ist, was haben du und ich in den letzten Wochen, Monaten mit Ihm erlebt haben. Jemand sagte einmal: "Wenn wir die letzten drei Tage nichts mit Gott erlebt haben, dann müssen wir unseren geistlichen Zustand überprüfen."

"Wer in mir bleibt und ich in Ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun." (Johannes 15, 5) Gott möchte uns sagen: Komm zur Stille und lass dir von Jesus dein Herz zeigen. Was du sehen wirst, wird dich vielleicht nicht erfreuen, doch bleibe dran und bekenne es mir. Bitte mich um Vergebung, entscheide dich, ständig in meiner Nähe zu bleiben und nach meinem Willen zu leben. Mein Wille ist, dir durch das Wort zu begegnen. Ich möchte dir helfen, es auch auszuleben.

Gott möchte, dass wir sein Wort lesen und ausleben. Ja, du wirst entdecken, dass die Worte Jesu radikal sind. Sie passen nicht in unsere Zeit und auch nicht zu den Überzeugungen dieser Welt. Oft sind sie sogar Kirchen und christlichen Gemeinden zu unbequem, die nur nach einigen bestimmten Lehren der Bibel leben, doch das Wesentliche – nämlich die Lehren Jesus – außer Acht lassen. Doch in Wirklichkeit sind die Worte Jesu zu jeder Zeit aktuell und nicht dem Zeitgeist unterworfen. Sie begeistern die wahre Nachfolger, die im Geist und in der Wahrheit Ihm nachfolgen. "Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben.". (Johannes 4, 23). Gott mit seinem ganzen Wesen zu lieben, den Nächten wie sich selbst zu lieben, die Feinde lieben, sich erniedrigen, den Mitmenschen dienen, Schätze im Himmel sammeln, sich in der Nähe Gottes befinden, nach dem Willen Gottes leben und mit IHM eins sein – das sind Dinge, die dem Zeitgeist entgegenstehen. Wir brauchen eine klare Entscheidung, diese Worte Jesu leben zu wollen. Dazu ist eine wahre Begegnung mit Ihm nötig. Aber, wenn wir Ihn suchen werden, dann werden wir Ihn finden. Wir werden Gott erleben. "Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth." (Sacharias 4,6).

Was sind nun die Durchbrüche, zu denen Gott uns führen möchte?

Er wird uns ein erneuertes Gebetsleben schenken. Gottes Nähe wird im Alltag spürbar. ER wird heilen und unsere Triebe, unsere Sehnsüchte, unsere Wünsche und letztendlich auch unseren Charakter verändern. Wir werden einander in Demut dienen. Wir werden Schätze im Himmel und nicht auf Erden sammeln.

Und schließlich geschieht die Erneuerung der Liebe zu Gott, zu dem Nächsten und auch zu den Feinden. Paulus sagt in 1. Korinther 13, 3: "Wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir es nichts nütze". Die Liebe wird uns verändern und aus Menschen nach dem Herzen Jesu schaffen. Wir werden uns nicht mehr an dem Zeitgeist, sondern nach den Anweisungen Jesu und seinem Willen ausrichten. Gott verhelfe uns dazu.

Waldemar Illg

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