Das erste Mal, als ich mit obdachlosen Kindern in Kontakt kam, war als ich mit meiner Familie nach Moskau zog.
Ich arbeitete damals an einer Musikschule und hatte nur mit Kindern aus "guten" Familien zu tun.
Eines Tages waren meine Kinder und ich bei McDonalds. Während wir aßen, kamen Kinder in dunklen,
zerrissenen Kleider in das Restaurant und suchten nach Essensresten, die noch auf den zurückgelassenen
Tabletts zu finden waren. Ich musste nachdenken: Was sind das für Kinder? Was machen sie hier und wo
sind ihre Eltern? Ich konnte nicht verstehen, wie es sein kann, dass Kinder ohne ihre Eltern auf der
Straße sind und nach fremden Speiseresten suchen.
Meine Söhne sagten mir, ich solle ihnen keine Aufmerksamkeit schenken. Doch ich konnte mich nicht beruhigen und
entschied mich, sie anzusprechen. Ich ging auf die Gruppe zu und sagte: "Guten Tag, was macht ihr hier?".
Plötzlich sagte einer der Jungs zu mir: "Hast nicht du uns im Kindergefängnis zu Weihnachten über den Hirten
und die Schafe erzählt?" Wir hatten tatsächlich vor einiger Zeit ein Kindergefängnis besucht.
Ich freute mich dass der Junge sich an mich erinnern konnte und so das Kennenlernen erleichtert wurde.
Die Kinder wussten schon, dass ich an Gott glaube und dass ich ihnen über Jesus erzählen kann.
Eine Unterhaltung begann, ich stellte ihnen Fragen, und sie hörten mir zu es waren viele Kinder.
Bis dann mein kleiner Sohn mich am Ärmel zog und heim wollte. Doch bevor ich ging, vereinbarten wir
mit den Kindern, uns wieder bei Mc Donalds zu treffen, worüber sie sehr froh waren.
So hat alles angefangen, aber das ist nur der Anfang.
Je mehr ich mich mit den Kindern beschäftigte, desto mehr verstand ich, wie schwer es ist auf der Straße
ohne Eltern zu leben. Ihre wahren Gefühle zeigen diese Kinder nicht. Sie laufen durch die Straßen,
scheinen sich zu amüsieren und verstehen es, Erwachsene zu manipulieren. Aber, was tief in ihren Seelen
vorgeht, das lernte ich erst so nach und nach kennen.
Mit der Zeit freundete ich mich mit den Kindern an und sie begangen mir ihre schrecklichen Geschichten zu erzählen.
Da ist ein Junge, dessen betrunkener Vater ihn aus dem Fenster des 17. Stockwerks hinausgehalten und ihm gedroht hat,
ihn loszulassen, wenn er ihn nicht respektiert. Dieser Junge, der noch blaue Flecken am Körper hat, möchte
nie mehr nach Hause zurückkehren.
Ein Mädchen erzählte, wie ihr Stiefvater sie vergewaltigen wollte. Sie schrie um Hilfe, aber niemand kam.
So versuchte sie aus dem Fenster zu entkommen, dabei brach sie sich das Bein.
Ein anderer Junge zeigte mir seinen Rücken, der noch Spuren von Peitschenschlägen trug – so
hatte ihn sein Vater bestraft. Seine Mutter lebt nicht mehr und sein Vater ist Alkoholiker.
Die Gruppe bestand aus ca. 70 Kindern. Ich begann darüber nachzudenken, wie ich den Kindern helfen könnte.
So fand ich eine Arbeitsstelle in einer staatlichen Institution, die mit obdachlosen Kindern arbeitete.
Anfangs war es eine Art Tagesklinik (Tagesbetreuung), aber mit der Zeit wurden es immer mehr Kinder.
Meine Vorgesetzte sagte zu mir: "Du arbeitest gut, aber so kann es nicht weiter gehen, wir können nicht
den ganzen Südbezirk Moskaus betreuen. Wir können uns nur auf einen Bezirk beschränken."
Dieses Zentrum befand sich im Erdgeschoß eines Wohnhauses, was Probleme mit der Nachbarschaft mit sich
zog, weil die Kinder manchmal miteinander stritten und oft laut waren. Die Nachbarn schickten Beschwerden
und forderten uns auf, das Haus zu verlassen; sie gingen sogar so weit, die Kinder mit kochendem Wasser von
oben zu begießen.
Lilit Gorelova, Moskau
Die Familie Lilit und Alexander Gorelov haben sechs angenommene Kinder und in letzten Tagen geht
es um Annahme von drei weiteren Kindern. Diese Kinder kamen in die Familie von der Straße.
Über 10 Jahre geben Lilit und ihre Sprösslingen Speise den Straßenkindern in Moskau. Lilit spricht:
"Diese Kinder sind solche Leute wie wir. Nur sie müssen glauben, dass sie Veränderungen in Ihrem Leben schaffen können.
Lilit und ihr Mann sind tiefgläubige Christen, die aus Liebe zu Gott und Menschen ihre
Dienste tun. (Information aus dem Schriftverkehr zwischen Herausgebern und Lilit Gorelova)
Lilit leitet das Familien Zentrum "Haus der Barmherzigkeit"
oder "Дом Милосердия",
in dem bis zu heutigem Tag 80 Personen rehabilitiert worden. Wenn jemand eine Spende für diese
Arbeit geben will, so schlagen wir vor es über das Missionskonto "Friede und Freude e.V.",
Konto-Nr. 1111668, BLZ 62050000, Kreissparkasse Heilbronn zu tun.
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Von den Herausgebern
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